Welche Schritte waren notwendig, um die Deportation von Juden, Sinti und Roma oder anderen von den Nationalsozialisten verfolgten Menschengruppen durchzuführen? Wie wurde dies bei der Hamburger Reichsbahn organisiert und welche Verantwortung hatte ihr Personal im System der nazistischen Deportationslogistik? Diesen Fragen geht der Historiker Marut G. Perle bei seiner aktuellen Forschung nach.
In seinem Vortrag in der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel zeichnet er nicht nur administrative und gesetzliche Maßnahmen nach, die auf höchster Ebene zwischen Politik und Verwaltung verhandelt wurden. Er zeigt auch, dass für die Deportationen ständig optimierte Rahmenrichtlinien nötig waren, die das Vorgehen von SS, Gestapo und Polizei auf der einen Seite, Finanz- und Sozialverwaltung auf der anderen im Zusammenspiel mit der Deutschen Reichsbahn bestimmten. Auf Hamburger Ebene bedeutete dies u.a. die Bereitstellung von Sammelstellen, von Bewachungspersonal, die Bestimmung von Deportationsbahnhöfen und die Zusammenstellung von Eisenbahnzügen.
Die Arbeit von Marut G. Perle schließt damit eine Forschungslücke, vor allem für Eimsbüttel. In diesem Hamburger Bezirk lebten nicht nur die meisten Juden in Hamburg, er war auch das Zentrum der Deportationssammelstellen. Als Beispiele seien genannt die Sammelstelle Logenhaus Moorweide oder Jüdische Gemeinschaftshaus Hartungstraße. Die Gestapo hatte sich in der Rothenbaumchaussee 38 im Haus der Jüdischen Gemeinde eingerichtet und organisierte von hier aus die Deportationen. Das Bewachungspersonal für die Deportationen stellte 1941 das Reserve-Polizei-Bataillon 10.1, das in der Kaserne Bundesstraße stationiert war.
Beginn der Veranstaltung: 19:00 Uhr
Quelle:
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