Kulturlotse

Internationales Sommerfestival 2022 - Diasporic Echoes im Avant-Garten: Lesung: Dmitrij Kapitelman "Eine Formalie in Kiew" / Konzert: Hakan Tuğrul & Tayfun Guttstadt

Samstag, 20. August 2022
Ab 18:30

»Migration hört eigentlich nie auf«, schreibt Kapitelman, »auch fünfundzwanzig Jahre später wandere ich noch immer nach Deutschland ein.« In »Eine Formalie in Kiew« (Hanser Verlag, 2021) erzählt er die Geschichte zweier ukrainischer Eltern, die einst voller Hoffnung in die Fremde zogen um ein neues Leben zu beginnen, und am Ende ohne jede Heimat dastehen. Und das aus der Perspektive und mit dem bittersüßen Humor eines Sohnes, der stoisch versucht, Deutscher zu werden. Scharfsinnig, berührend und mit einem »untrüglichen Gespür für Pointen« sind Dmitrij Kapitelmans Texte. Nach seinem Debüt »Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters« (Hanser Verlag, 2016) ist »Eine Formalie in Kiew« sein zweiter Roman über kulturelle und familiäre Zugehörigkeit. 25 Jahre nachdem die Kapitelmans die Ukraine verließen und als sogenannte jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland kamen, will der Ich-Erzähler Dima darin die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Die zuständige Beamtin verlangt eine Apostille aus Kiew, in diesem Falle die Beglaubigung seiner Geburtsurkunde. Also reist er in seine Geburtsstadt, mit der ihn nichts mehr verbindet, außer Kindheitserinnerungen an seine damals noch glücklichen Eltern – inzwischen ist er mit ihnen zerstritten. »Mit leichter Hand, voll Ironie und Sarkasmus«, in seinem unverwechselbaren Sound beschreibt der preisgekrönte Autor das Gefühl der Entfremdung, die unerfüllten Hoffnungen und Träume der Eltern und den Weg durch den Bürokratie-Dschungel, der ihn am Ende wieder mit seinen Eltern zusammenführt. »Sein Roman ist eine ‚schmerzsozialisierte‘, dabei unverhohlen zärtliche Liebeserklärung an ein Elternpaar, dem es nicht gegeben war, in Deutschland heimisch zu werden« (Deutschlandfunk Kultur).

Dmitrij Kapitelman, 1986 in Kiew geboren, kam im Alter von acht Jahren als »Kontingentflüchtling« mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Heute arbeitet er als freier Journalist. 2016 erschien sein Debüt »Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters«, für das er den Klaus-Michael Kühne-Preis gewann. Für sein zweites Buch »Eine Formalie in Kiew« (2021) wurde Kapitelman mit dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet. Kapitelman schreibt unter anderem für die taz und DIE ZEIT, seine Reportagen und Essays fokussieren oft Fragen des staatlichen und gesellschaftlichem Umgangs mit Rechtsextremismus, Migrationspolitik und daran angrenzende Konfliktfelder.

Ab 20:30
Der Multiinstrumentalist Tayfun Guttstadt verbindet Hip Hop und Trap mit klassischen Vibes aus dem Mittleren Osten, mischt traditionelle Poesie mit Rap und wechselt zwischen bekannten Melodien und Live-Improvisation. Den Abend gestaltet er gemeinsam mit dem in Istanbul geborenen Komponisten und Santur-Musiker Hakan Tuğrul.

Lesung: 90 Min. / Konzert: 90 Min.
In deutscher Sprache.
Moderation: Jürgen Deppe (NDR Kultur)

Beginn der Veranstaltung: 18:30 / 20:30

Quelle: www.kampnagel.de

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