Vortrag von Jan Bürger. Hans Henny Jahnn war Orgelexperte, Landwirt, Pazifist, Musikverleger und – vor allem – Schriftsteller. Er hat provoziert, obwohl er es nie darauf anlegte. Sein künstlerischer Eigensinn wurde als skandalös empfunden, seine Besessenheit rückte ihn in die Rolle des Außenseiters. Von Schriftstellern, Musikern und Künstlern als genialer Erneuerer des Romans verehrt, konnte er nie ein breites Publikum erreichen. In Vergessenheit geriet er dennoch nicht.
Zum 125. Geburtstag von Jahnn verknüpft Jan Bürger dessen Lebenswerk mit den Tendenzen seiner Zeit: Wie reagierte ein so origineller und auf Wirkung bedachter Künstler auf die Erschütterungen durch Kriege, politische Katastrophen und wissenschaftliche Revolutionen? Im Ersten Weltkrieg floh er aus Hamburg nach Norwegen. Nach der Rückkehr gründete er 1919 in der Lüneburger Heide die Glaubensgemeinschaft Ugrino und gewann 1920 mit dem Drama „Pastor Ephraim Magnus“ den Kleist-Preis. Mit Alfred Döblin, Bertolt Brecht, Gustaf Gründgens und vielen anderen stand er in enger Verbindung.
Jan Bürger, geb. 1968, ist Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Er arbeitet seit 2002 im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Wichtige Veröffentlichungen: "Der Neckar. Eine literarische Reise" (2013), "Benns Doppelleben oder wie man sich selbst zusammensetzt" (2006), "Der gestrandete Wal. Das maßlose Leben des Hans Henny Jahnn" (2003/2017).
Beginn der Veranstaltung: 19:30 Uhr.
Quelle:
www.hoffmann-und-campe.de