Reportagen der Unter-Weltstädte. Fragmente von Walter Mehring
Lesung von Sven j. Olsson
Walter Mehring, einer der interessantesten und unbequemsten Autoren der 1920er- und 1930er-Jahre, war nach dem Kriege „kein vergessener, sondern ein ungedruckter Autor“ (Eberhard Adamzig). Viel mehr noch – er war ein ungelesener Autor und ein Meister des Wortes, dessen Lyrik von Kollegen wie Kurt Tucholsky hoch geschätzt wurde. Der neben Gedichten und Chansons auch vier großartige Romane schrieb.
Das Manuskript seines letzten Romans „Topographie einer Hölle“ ging vor der Veröffentlichung auf Mehrings Weg ins Krankenhaus verloren. Die, anhand der handschriftlichen Erstfassung, rekonstruierten Kapitel schildern ergreifend Berlin, Paris, Wien und Marseille als Unter-Weltstädte auf seiner Flucht vor den Nationalsozialisten. Der Roman beschreibt, wie Walter Mehring im Internierungslager Camp de Saint Cyprien landet, fliehen kann und endlich durch die Hilfe von Varian Fry und das Emergency Rescue Committee nach Amerika gelangt. Es ist eine eindringliche und fesselnde Innenansicht eines Flüchtlings vor der Barbarei.
Sven j. Olsson; in Hamburg geboren; seit 1982 in den verschiedensten Bereichen des Theaters tätig; leitet seit 2009 in Hamburg die Wohnungslosen-Theatergruppe „Hornköppe“ mit bisher vier Produktionen; seine Liebe zum Werk Walter Mehrings führte 2013 zur Dramatisierung des Romans „Müller. Chronik einer deutschen Sippe“, 2015 zum Arbeitsjournal „Eine Dramatisierung. Die verlorene Bibliothek“ und zum Programm „Viel-Mehr-Mehring“.
Beginn der Veranstaltung: 19:30