Kulturlotse

NEUHOF - 33 Jahre danach - 33 Fotodokumente

07.10.2012 - 28.10.2012, Nur Sonntag
Jürgen Schwitzkowski, 1950 in Hamburg geboren und aufgewachsen, lebt heute in Offenburg. Nach dem Krieg und in den Aufbaujahren waren seine Eltern froh, ein Dach über den Kopf zu haben. Der Vater kam erst 1948 aus der Kriegsgefangenschaft. Die ersten Jahre verbrachte er in Alt-Neuhof.
Mitte der 50er Jahre zog die Familie dann nach Neuhof in die Köhlbrandstraße. Aus heutiger Sicht undenkbar, waren die damaligen Wohnverhältnisse: zwei Zimmer, Küche, kein Badezimmer, das WC eine halbe Etage tiefer im Treppenhaus. Das WC wurde zudem mit den Nachbarn geteilt.
Im Winter wurde jedes Zimmer, Schlafzimmer ausgenommen, mit einem Ofen beheizt. Seine Aufgabe war es, Anfeuerholz, Kohlen, Briketts aus dem Keller zu holen und drei Stockwerke in die Wohnung zu tragen.
Bis zum Baubeginn der Köhlbrandbrücke 1970 (fertiggestellt 1974) war der Ortsteil zwar nicht schön, aber gut bewohnbar. Die Menschen fühlten sich auf der Insel wohl. Kinder hatten dort alle Möglichkeiten sich draußen spielend aufzuhalten. Sogar das Fußballspielen auf der Autostraße war noch möglich. Weitere Spielmöglichkeiten waren auf dem Innenhof, wo höchstens der Verwalter störte, und am Köhlbranddeich möglich, wo im Winter am Deich gerodelt und das Durchstreifen durch die vielen Gärten möglich war.
Schwitzkowskis Interesse für die Fotografie war früh entdeckt. Auf der ersten Klassenfahrt wurde die sogenannte Box (eine einfache Mittelformatkamera) eingesetzt. Später fand er Gefallen an der „Spionkamera“ Edixa bevor diverse Kleinbildfotoapparate genutzt wurden.
Die erste Spiegelreflexkamera war eine Miranda die später gegen eine Pentax eingetauscht wurde.
Die Fotografie war ein Hobby bis der Job nach Besuch der werbefachlichen Akademie ein semiprofessionelles Arbeiten ermöglichte. Als Redakteur einer Jugendzeitschrift hat er diverse bekannte Stars und Sternchen wie Bonnie Tyler, Status Quo, Paul McCartney, Ringo Starr, Eric Burdon, Bryan Ferry, Iggy Pop, Sailor, Udo Lindenberg u.v.a. interviewt und vor der Linse gehabt und etliche Rockkonzerte abgelichtet.

1979 war der Wohnort schon lange nicht mehr Neuhof, denn nach der Sturmfluten 1962 und 1976, sowie der Erweiterung des Gelände der damaligen „Hansa-Mühle“ und den Bau der Köhlbrandbrücke, dem geplanten Abriss der beiden Häuserblöcke zogen viele Familien weg. 1979 wurden dann die beiden Wohnblocks abgerissen. Mit einem Freund machte er sich noch einmal auf den Weg nach Neuhof, dem Ortsteil, indem zuletzt noch ca. 750 Menschen gewohnt haben, um zu sehen, was aus der alten Heimat geworden war.
Schnell entdeckten sie, dass viele leer stehende Häuser offen waren und man durch die unbewohnten und dem Abriss überlassenen Wohnungen stöbern konnte. Sie waren darüber erstaunt, wie und was dort zurück gelassen wurde.
Die Kamera hatte Jürgen Schwitzkowski wie immer dabei. Ein ganzer Din A 4-Ordner Dias kam am Ende dabei heraus. Wie die Wohnungen zu diesem Zeitpunkt aussahen und was dort zurückgelassen wurde, hat er mit seiner Kamera fest gehalten und dokumentiert.
Jetzt 33 Jahre nach dem Abriss werden im Museum Elbinsel Wilhelmsburg 33 ausgewählte Exponate dieser ungewöhnlichen und sicher nicht nur für ehemalige Neuhofer interessanten Fotodokumentation zu sehen sein. Jürgen Schwitzkowski wird anwesend sein.

Am Sonntag, den 7. Oktober findet um 14:30 Uhr im Museum Elbinsel Wilhelmsburg die Vernissage der Fotoausstellung „Neuhof“ von und mit Jürgen Schwitzkowski statt.

Die Ausstellung ist bis zum 28. Oktober jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

Quelle: www.museum-wilhelmsburg.de

Achtung: an Feiertagen finden einige regelmäßige Veranstaltungen ggf. nicht statt. Wir empfehlen, das auf der Seite des Veranstaltungsortes zu prüfen.

Museum Elbinsel Wilhelmsburg
Kirchdorfer Straße 163
21109
Hamburg (Wilhelmsburg)

250m Karl-Arnold-Ring
250m Kreuzkirche Kirchdorf
400m Burgweide
400m Kirchdorf (Süd)
450m Kirchdorfer Straße (Museum Elbinsel)
550m Dahlgrünring
550m Stübenhofer Wettern

500m Ein Parkplatz bei "Dahlgrünring 12"

Leider noch nicht barrierefrei, aber HelferInnen vor Ort: "Wir arbeiten daran, dass der Zugang barrierefrei wird. Im Moment haben wir eine Holzrampe über die man mit einem Rollstuhl ins Museum gelangen kann. Im Amtshaus selbst gibt es allerdings doch einige Schwellen zu den Räumen. So gut wir können, sind wir auch behilflich ins Museum zu kommen. Die Toiletten sind leider eher nicht behindertengerecht. "

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