Der Südosten Europas als Schauplatz des Ersten Weltkriegs ist mit dem Buch des britischen Historiker Christopher Clark wieder in den Fokus des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses gerückt. Lange Zeit wurde die Rolle des Balkans entweder auf das kriegsauslösende Attentat des bosnischen Serben Gavrilo Princip beschränkt oder galt die Region als Kampfzone konkurrierender Entwürfe der jungen "halbzivilisierten" Nationalstaaten.
Der Balkan war aber kein Nebenkriegsschauplatz, sondern bildete den Mittelpunkt der machtpolitischen Neuaufteilung Europas, die aus der postimperialen Neuordnung seit dem 19. Jahrhundert hervorging. Mit dem Rückzug des Osmanischen Reiches war der Balkan die nahezu letzte Region, die in Europa den verbliebenen Großmächten noch Spielräume bot, um Einflusssphären zu verändern. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war es ihnen gelungen, die mit der "orientalischen Frage" verbundene Gewalt in regionalen Konflikten und kleinen Kriegen einzudämmen.
Wie aber kam es im Sommer 1914 zum Versagen der diplomatischen Kultur der Gewalteinhegung, die im September 1913 noch den Zweiten Balkankrieg beendete?
Die Historikerin Dr. Claudia Weber ist Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Imperien am Hamburger Institut für Sozialforschung
Im Gespräch mit Dr. Tamara Scheer, Historikerin, Hertha Firnberg-Stipendiatin (FWF) am Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft, Wien
20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de