Kulturlotse

„Im Acrylrausch“

12.04.2015 - 31.05.2015, Nur Sonntag
Eine Ausstellung im Museum Elbinsel zur Saisoneröffnung
Am Tag nach Ostern beginnt die in Buxtehude wohnende Ilze Menneking-Soikans im Burgkeller des Museum Elbinsel Wilhelmsburg ihre Ausstellung „Im Acrylrausch“ aufzubauen. In 2014 sah sie bei einem Besuch des Museums den Burgkeller von 1624 und fragte spontan an, ob sie da unten ihre sehr farbenfrohen Bilder ausstellen könnte. Dies wäre genau der richtige Raum dafür, ihre Bilder zu präsentieren. Auch hier war es, wie bei den Ideen zu ihren Bildern, ein unvorhergesehener Auslöser: Sie hatte sich in den historischen Burgkeller verliebt und sah sich hier ihre Geschichten erzählenden Bilder präsentieren. „Im Acrylrausch“ bedeutet hier nicht, dass der Verstand infolge eines Rausches ausgestellt wird, sondern dass die Idee, die unvorhergesehen kommt, sofort mit dem Mittel der schnelltrocknenden Acrylfarbe umgesetzt werden muss.
Nach einer längeren Pause, hervorgerufen durch den Tod ihrer Tochter, der Schauspielerin, Sängerin und Gründerin des „Theaters im Hinterhof“ in Buxtehude, Nina Zober, stellt Menneking-Soikans nun erstmals wieder aus. Diese vielseitige Künstlerin studierte in Münster Keramik und hatte Zeichen- und Malunterricht bei einem Meisterschüler von Paul Klee, E.B. Hartwig und bei ihrem Vater, Professor Juris Soikans. Seit 1998 bildet die Malerei ihren künstlerischen Schwerpunkt.
Nach über 30-jährigem keramischem Schaffen in sehr materialgerechter Art mit irdenen Farben, archaischen Formen und handwerksgebunden, begann für Ilze Menneking-Soikans 1997 eine neue Schaffensphase. Die keramische Form wie Teller oder Schüssel diente nur noch als Unterlage für freie gestalterische Darstellungen mit Linien und Farben. Die Themen waren Provokation gegen sie selbst; die Art der Gestaltung war Unbotmäßigkeit gegenüber Konventionen. Bald schon wurde der Untergrund bedeutungslos, und die Ungeduld, die Farbe in ihrer vollen Entfaltung sofort sehen zu wollen und gegebenenfalls überarbeiten zu können, führte sie zur Acrylfarbe. Der Fläche allein will sie sich aber nicht unterwerfen, so lässt sie stets einige Elemente aus der Fläche herausragen, die oftmals in sich eine nur ihr bekannte ironische Geschichte tragen. Farben, Linien, Flächen; was kann den Gesichtsinn mehr ergreifen als dieses Feuerwerk für das Auge? „ Wenn ich male, abstrahiere ich Formen mit geometrischen Linien und meine Empfindungen verführen mich zu Harmonie und Dissonanz der Farben“, so versucht sie ihre Arbeiten zu charakterisieren.
Immer wieder setzt ein unvorhersehbarer Auslöser wie z. B. ein „heißer Sommer in Riga“, der „Irak brennt“ oder auch „Red Cat Blues“ bei ihr umfangreiche Aktivitäten in Gang: Recherche, Teilzeichnungen, Fotos, Entwürfe, Gespräche. Am Ende dieser Tätigkeiten steht das fertige Bild. Dann ist das Erlebte aber auch schon Geschichte, abgehakt, nur noch Erinnerung, zu den Akten gelegt. Sie erzählt, besser verarbeitet in vielen ihrer Bilder Eindrücke ihres und ihrer Familie bewegten Lebens. Immer wieder entdeckt man Neues, was gemalt oder als Collage eingefügt oder aufgeklebt eine Geschichte erzählt. So von der Vertreibung aus Lettland, wo ihre Familie herstammt oder von den Gräueltaten der Nazis. Diese Bilder sind nicht nur Kunstwerke, sondern auch Geschichten, die sich dem Betrachter allmählich erschließen und neugierig werden lassen. Deshalb sollte sich der Besucher für die bewegenden und erzählenden Bilder Zeit lassen. Manche Betrachter erinnern die Bilder mit ihren Farben an russische Malerei. Vielleicht liegt das daran, dass llze Menneking-Soikans einer Künstlerfamilie baltisch-russischen Ursprungs entstammt. Schon die Urgroßmutter studierte in Petersburg Malerei. Deren Tochter, Ilzes Großmutter, war nach ihrer künstlerischen Ausbildung in Petersburg, später Kunsterzieherin in Lettland. Ilzes Vater, den lettischen Kunstmaler und Graphiker Juris Soikans verschlugen die Wirren des 2, Weltkrieges nach Deutschland, wo er lange Jahre als Maler und Kunstpädagoge tätig war, bis er 1990 als Professor nach Riga zurückkehrte.
Die in Deutschland geborene und aufgewachsene Künstlerin versteht sich heute als Bindeglied zwischen deutscher und osteuropäischer Kunst; das darf aber nicht politisch verstanden werden, sondern als kulturelle Verbindung in ihr selbst.
Wo soll man die Werke nun einordnen? Betrachtet man Farbigkeit und Inhalt, so könnte man an eine Fortentwicklung russisch primitivistischer Maler denken, die am Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihren Werken der traditionellen Malerei in Russland widersprachen und die der russischen Avantgarde zugerechnet werden.
Die Ausstellung wird am ersten Öffnungstag der Saison 2015 des Museum Elbinsel Wilhelmsburg am Sonntag, den 12. April um 14:30 Uhr von Dr. Jürgen Drygas und Claus-Peter Rathjen eröffnet. Die Ausstellungseröffnung wird vom Duo Presto mit Elena Keil – Gesang und Waldemar Keil – Bajan (Das Bajan ist die osteuropäische Form des Chromatischen Knopfakkordeons) musikalisch umrahmt. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist immer sonntags von 14 bis 17 Uhr und zu den Öffnungszeiten der „Langen Nacht der Museen“ am 18. April zu sehen und endet am 31. Mai.

Veranstaltungszeit: So 14-17

Museum Elbinsel Wilhelmsburg
Kirchdorfer Straße 163
21109
Hamburg (Wilhelmsburg)

250m Karl-Arnold-Ring
250m Kreuzkirche Kirchdorf
400m Burgweide
400m Kirchdorf (Süd)
450m Kirchdorfer Straße (Museum Elbinsel)
550m Dahlgrünring
550m Stübenhofer Wettern

400m Karl-Arnold-Ring / Dahlgrünring

500m Ein Parkplatz bei "Dahlgrünring 12"

Leider noch nicht barrierefrei, aber HelferInnen vor Ort: "Wir arbeiten daran, dass der Zugang barrierefrei wird. Im Moment haben wir eine Holzrampe über die man mit einem Rollstuhl ins Museum gelangen kann. Im Amtshaus selbst gibt es allerdings doch einige Schwellen zu den Räumen. So gut wir können, sind wir auch behilflich ins Museum zu kommen. Die Toiletten sind leider eher nicht behindertengerecht. "

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