Referent: Ulrike Budesheim, Germanistin, Reinbek.
Das Schauspielhaus Hamburg bietet im aktuellen Programm „Das Nibelungenlied mit anderem Text und auch anderer Melodie“ an und bringt ein gewitztes Pop-Drama auf die Bühne. Hier im Vortrag soll es um das mittelalterliche Epos gehen, das in verschiedenen Handschriften des frühen 13. Jahrhunderts aufgeschrieben ist. Der erzählte Stoff und seine Helden sind aber viel älter. Jahrhunderte wurde die „maere“ wenig beachtet. Der Preußenkönig Friedrich II. _1712 – 1788_ befand, dass die mittelalterliche deutsche Dichtung „keinen Schuss Pulver werth“ sei. Die öffentliche Meinung war aber offener, denn die frühen Romantiker sahen gerade im Mittelalter urwüchsige Kräfte. Sie liebten das Sammeln und Übersetzen der Handschriften. In den napoleonischen Kriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Epos politisch aufgeladen. Das Nibelungenlied wurde zum Nationalepos proklamiert, denn es offenbare die herrlichsten und männlichsten Tugenden der Deutschen. So schreibt 1807 Friedrich Heinrich von der Hagen, Professor in Berlin, in dem Vorwort zu seiner Nibelungen-Edition. In der NS-Zeit galten die Heroen des Nibelungenliedes als Vorbild für einen bedingungslosen Kampfeinsatz.
Frei von solchem Ballast soll es im Vortrag um das große Epos gehen, das seit 2009 zum Weltdokumentenerbe gehört. Es wird in seiner Bedeutung verglichen mit der römischen Aeneis und den griechischen Troja-Sagen.
Zeit: 19:30 - 21:00 Uhr.
Quelle:
www.fla-wentorf.de