Spätestens seit den 1980er Jahren lässt sich ein Boom der historischen und soziologischen Gewaltforschung erkennen, der zu einer ganzen Reihe neuer Einsichten geführt hat. Sowohl anthropologische Reflexionen als auch dezidiert phänomenologische und interaktionistische Zugriffe haben den jeweiligen Fachöffentlichkeiten, aber auch einem breiteren Publikum, die „Wirklichkeit“ des Gewalthandelns erschlossen. Die zunehmend intensiver werdende Ausleuchtung der situativen Kontexte warf freilich die Frage auf, wie das gewaltsame Geschehen auf der Mikroebene mit umfassenderen Strukturen zu vermitteln sei. Begriffe wie "Gewaltmärkte", "Gewalträume", "Gewaltprozesse" etc. nehmen in diesem Zusammenhang eine Art Vermittlungsfunktion ein. Doch lässt sich mit ihnen mehr als eine metaphorische Redeweise pflegen, erleichtern sie den Zugang zu den theoretischen Problemen? Können die genannten Begriffe dazu dienen, die Kluft zwischen der Mikro- und der Makroebene zu schließen und – falls dies der Fall sein sollte – wie müssen sie konstruiert sein, damit sie dies auch leisten können?
Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Soziologe; Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Moderation: Prof. Dr. Friedrich Lenger, Historiker; Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Gießen
Beginn der Veranstaltung: 20:00 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de