Das Freiluftkino am Philosophenturm zeigt die Romanverfilmung "Wir Wunderkinder" (1958), einen der wenigen kritischen Filmen der Wirtschaftswunderepoche. Anhand der beiden Protagonisten Hans Böckel, einem demokratisch gesinnten und redlichen Journalisten und seinem ehemaligen Schulfreund Bruno Tiches, dem Archetypen eines skrupellos opportunistischen Geschäftemachers, führt er satirisch-bissig durch die Geschichte deutschen Großmachtstrebens von der Kaiserzeit bis eben zum "Wirtschaftswunder". So räumt er mit der zentralen Legende auf, die deutsche Wirtschaftsstärke beruhe auf grandiosem Erfindergeist oder uneigennütziger Tatkraft deutschen Unternehmertums. Die Entschleierung zeigt: man muss vor den "Herren Wirtschaftsführern" nicht nur keinen Respekt haben. Eine vernünftige gesellschaftliche Entwicklung lässt sich vielmehr nur gegen sie durchsetzen; wie es folgend durch den demokratischen, sozialen, kulturell-befreienden und friedensbewegten Aufbruch der 68er-Bewegung auch in weiten Teilen gelang.Das hat heute mehr denn je Bedeutung: wenn das deutsche Establishment wieder militärische "Verantwortung in der Welt" (Gauck) sucht.
"Leute, genießt bloß die Nachkriegszeit - Denn bald wird sie wieder zur Vorkriegszeit - Und weil wir dem Frieden bei uns hier nicht trau'n - Wird auf die Pauke gehau'n." - Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller in "Wir Wunderkinder"
Veranstaltungszeit: ab 21:00 Uhr am Philosophenturm (Von-Melle-Park 6) mit anschließender Diskussion
Quelle:
www.schattenblick.de