Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein war die Folter von afroamerikanischen Häftlingen und Tatverdächtigen durch Polizisten im Süden der USA weit verbreitet. Es handelte sich um eine gewaltsame und symbolgeladene Praxis, die aufs Engste mit den rassistischen Macht- und Herrschaftsstrukturen in den Südstaaten verknüpft war. Ihre Anwendung demonstrierte den unbedingten weißen "rassischen" Überlegenheitsanspruch gegenüber afroamerikanischen Häftlingen und Tatverdächtigen. Zugleich war Ausübung der Folter eng mit dem zahlenmäßigen Rückgang der Lynchgewalt im Süden der 1930er und 1940er Jahre verbunden. So führte die Eindämmung der Lynchjusitz zu einer Verlagerung rassistischer Gewalt in die Institutionen der Strafjustiz.
Mithilfe von bislang kaum erforschten Archivmaterialien werden die Dynamiken dieser Form der Gewalt und ihre Bedeutung für die Gesellschaftsordnung des US-amerikanischen Südens in der Phase vor der Dynamisierung der Bürgerrechtsbewegung beschrieben und analysiert.
Silvan Niedermeier, M.A.; Historiker, Postdoktorand am DFG-Graduiertenkolleg "Kulturkontakt und Wissenschaftsdiskurs" an der Universität Rostock.
Moderation: PD Dr. Dierk Walter, Historiker; Wissenschaftler im Arbeitsbereich "Theorie und Geschichte der Gewalt" des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Zurzeit Vertretung der Professur für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Institut der Universität zu Köln.
20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de