Warteschlangen vor dem Kino, im Supermarkt, in Ausländerbehörden oder bei der Medikamentenausgabe in Flüchtlingslagern bringen Ordnung in Probleme, wirken aber auch bedrohlich und verunsichernd. Sie regulieren Angebot und Nachfrage und stehen für ein einfaches Prinzip der Gleichbehandlung, auf das sich jede und jeder berufen kann. Dies sorgt der Theorie nach dafür, dass Affekte in Schach gehalten werden. Indem sie Marktgesetzen zur Geltung verhelfen, überführen Warteschlangen Leidenschaften in Interessen. Wo ein anerkanntes Gerechtigkeitsprinzip bereit steht, nehmen Konflikte keinen emotionalen Verlauf.
Um zu klären, warum Warteschlangen dennoch ein öffentliches Ärgernis darstellen, sollen sie als demokratische Milieus begriffen und beschrieben werden. Sie dienen als Beispiel, um über die Fragilität demokratischer Strukturen zu diskutieren. Nötigen sie den Beteiligten konkret und praktisch auf, was als eine vorrangige Aufgabe von Demokratietheorien gelten muss: pluralistische Ordnungen zu analysieren?
PD Dr. Jörg Potthast, Soziologe; Privatdozent am Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin, derzeit Gastwissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung
Moderation: Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Philologe; Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Ort: Hamburger Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36, 20148 Hamburg
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: frei
Beginn der Veranstaltung: 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de