Kontinuitäten und Brüche ethno-national motivierter Migrationspolitik
Vortrag aus der Reihe: Crossing Borders. Aktuelle und historische Perspektiven auf die Verwaltung und Kontrolle von Migration
Bis in das späte 19. Jahrhundert war in Deutschland das politische Interesse an jenen Untertanen oder Staatsangehörigen deutscher Staaten, die in andere Teile Europas oder der Welt abgewandert waren, sehr gering. Nationalistische und kolonialistische Debatten und Denkmuster etablierten dann aber einen Diskurs um das Verhältnis zu all jenen, die außerhalb des Reiches lebten und als Deutsche galten – die Rede war nicht mehr von Auswanderern, sondern von Auslandsdeutschen. Diskutiert wurde, was mit Auslandsdeutschen zu geschehen habe, die nach Deutschland zuwandern wollten. Das Ergebnis war eine privilegierende Migrationspolitik. In dem Vortrag werden die politischen und gesellschaftlichen Grundlagen dieser Migrationspolitik beleuchtet und der Prozess der Aushandlung von Öffnung und Schließung gegenüber der Zuwanderung von Angehörigen deutscher Minderheiten erklärt. Der Blick richtet sich dabei insbesondere auf zentrale Zäsuren: Vom Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz 1913 und die mit Vorstellungen einer Germanisierung eroberter Gebiete verbundenen Annexionspolitik während des Ersten Weltkriegs, über die Etablierung eines Diskurses über Volksdeutsche in der Weimarer Republik, die im nationalsozialistischen Deutschland ‚Heim ins Reich‘ geholt werden sollten, bis hin zu Diskussionen um das Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz von 1953, mit dem ein neues Verhältnis zu jenen entwickelt werden sollte, die nun den rechtlichen Status als Aussiedler einnehmen konnten. Schließlich markierten das Ende des Kalten Krieges und eine Neukonzeption der Aufnahmepolitik seit 1990 zwar nicht das Auslaufen einer privilegierenden Migrationspolitik, fügte sie aber in übergreifende Muster der Steuerung von Migration.
Prof. Dr. Jochen Oltmer (Universität Osnabrück)
Kommentar: Dr. Claudia Weber (HIS)
Moderation: Dr. Christoph Strupp (FZH)
Eine Kooperation des Hamburger Instituts für Sozialforschung mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg
Ort: Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg
Beginn: 18.30 Uhr
Eintritt: frei
Beginn der Veranstaltung: 18.30 Uhr
Quelle:
www.his-online.de