Bei vielen Naturvölkern gilt ein Totem als eine Art Schutzgeist mit übernatürlichen Kräften und ist in der Regel Pflanze oder Tier von besonderer symbolischer Bedeutung für den jeweiligen Klan.
Als zauberkräftiger Helfer und Verkörperung der Ahnen wird das Totem geschätzt und darf daher weder verletzt noch getötet werden. Durch den respektvollen Umgang sollen sich seine Kräfte gar auf den Menschen übertragen.
In seinen neusten Zeichnungen verknüpft Eiko Borcherding Tier- und Pflanzenteile zu reliquienhaften Gebinden. Das erste Initial für diese Serie fand er im Verlauf eines einjährigen Stipendienaufenthaltes in der Abgelegenheit der Natur Nordfrieslands.
Es waren zum Beispiel im Winter verendete Schwäne, deren Gefieder vom Sturm in den knorrigen Gebüschen verstreut wurde, oder zerquetschte Kröten, die mit den trockenen Blättern auf dem Boden eins zu werden schienen. Diese Beobachtungen in der Natur legten den Gedanken nahe, diesen unheilvollen und doch so natürlichen Verbindungen, künstlerisch inszeniert, eine Art Denkmal zu setzen.
Gleichzeitig oszillieren in diesen Zeichnungen Borcherdings Assoziationen an manche als beinah spirituell empfundene Naturerfahrungen mit sowie natürlich die Auseinandersetzung mit den unabänderlichen Grundkonditionen der Existenz: Geburt und Tod, Leben und Sterben.
Marc Soissons künstlerische Praxis konzentriert sich ebenfalls auf das Medium der Zeichnung. Reduzierte, ornamentale Formen, teils Klassiker der konkreten und geometrischen Abstraktion, treten in Dialog mit archaischen Motiven oder Ornamenten verschiedener Zeiten und Kulturen und lassen an an Mauern, Labyrinthe, Wasserfälle, Fontänen und Wälder, Pflanzen, mineralische oder organische Strukturen und Explosionen denken.
Das verwendetete Zeichenmaterial reicht bei dem Luxemburger Kreativen von klassischer Zeichenkohle und Graphit über Grillkohle, Rost und Sepia bis hin zu Blut und anderen persönlichen organischen Zeugnissen seiner selbst als kontrapunktische Ergänzung des mineralischen und anorganischen Malmaterials. In diesem Spannungsfeld zwischen Inhalt und Form sowie dem experimentellen Materialauftrag innerhalb eines performativen Zeichenprozesses sucht Marc Soisson die Essenz der Dinge, ja Archetypen, hervorzuheben. Soisson sieht die Zeichnung als Spur, Dokumentation und logischer Prozess, um das Unsichtbare zu charakterisieren; Zeichnen als Zeichen-Setzung.
Quelle:
nachtspeicher23.deÖffnungszeiten für diese Ausstellung:
Sa und So 15 bis 18 Uhr
und nach Vereinbarung
Vernissage: Freitag 20. Januar 2012 ab 19 Uhr
Ausstellungsdauer bis 12. Februar 2012