In der Ausstellung "Eine große Familie" nähern sich die iranische Künstlerin Mona Hakimi-Schüler und die Hamburger Künstlerin Felizitas Schäfer jeweils dem Titel indem sie von ganz persönlichen Begegnungen ausgehend dem Charakter von Gesellschaft nachgehen.
In Hakimi-Schülers Farbzeichnungen werden die porträtierten Personen aus ihrem persönlichen Umfeld in der Szenerie des Bildraumes zu Stereotypen der iranischen Gesellschaft. Im Beziehungsgeflecht der Bilder in einer Installation wird eine komplexe facettenreiche Gesellschaft erkennbar, die zwischen ultra-modernen und streng traditionellen Extremen schier unüberwindbare kulturelle Widersprüche von theokratischen Gesetzen und populären Tendenzen sowie Kommerzialisierung enthält. Analog zu einem offenen Verlauf einer gesellschaftlichen Entwicklung wird der serielle Ansatz als Prozess verstanden, erneut ergänzt und jedes Mal speziell angeordnet... Der individuelle Rahmen ob traditionell iranisch oder modern wird dabei stellvertretendes Element einer Kulturauffassung.
In Schäfers Installation "Hotel Schäfer" wird ein Tresen zum Symbol kultureller Identität. Ausgehend von ihrer Erfahrung der Kindheit im Hotelbetrieb zwischen familiärem und öffentlichem Geschehen erkennt sie in des Tresens Alltäglichkeit seine Magie als zentrales Kernstück deutscher Tradition. Dessen stille Würde als Schauplatz diverser gesellschaftlicher Zusammenhänge und Vorgänge tritt durch die Vergoldung hervor. Glanz und Schatten werden zu klassischen Motiven wie Leben und Tod. So haften ihm Tragödien, Komödien, Dramen, Geschichten und Erinnerungen an. Geisterhafte Wesen entwickeln ihren eigenen Kosmos. Sie kommen und gehen, reden, tanzen, trinken oder schweigen ganz einfach. Es bleiben zeitlose märchenhafte Charakteristiken, die uns wie Erinnerungen der Kindheit begleiten.
In beiden künstlerischen Arbeiten sind die konkreten Zusammenhänge und Beziehungen in Ihrem Zusammenspiel als gesellschaftliches Muster fast nur zu erahnen wie eine Kontur der jeweiligen kulturellen Verwurzelung. Zwischen beiden Welten mit ihren ganz eigenen Sphären entsteht ein interkultureller Dialog im Spannungsfeld ganz persönlicher Bezüge und öffentlichem Kontext.
Mona Hakimi-Schüler, geb. 1977 in Teheran, studierte angewandte Physik an der Technischen Universität K.N.T. Teheran, sowie Kunstpädagogik und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Osnabrück. Hakimi-Schüler beschäftigt sich mit Malerei, Zeichnung und Installation. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Atlanta, Berlin, Bonn, Dubai,New York und Wien gezeigt. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Teheran.
Felizitas Schäfer, geb. 1967 in Detmold, studierte am Bielefelder Oberstufenkolleg Freie Kunst. Über die Malerei entwickelten sich ihre Arbeiten zu Objekten. Sie verwendet Alltagsgegenstände und setzt sie in neue Kontexte. Die Inhalte mischen sich aus persönlichen Themen und sozialpolitischen Aspekten. Heute arbeitet sie als Künstlerin in Hamburg hauptsächlich im Bereich Installation.
Ausstellungsdaten auf einen Blick:
18.05.-10.06.2012:
„Eine große Familie“, Malerei und Installation von Mona Hakimi-Schüler und Felizitas Schäfer
Vernissage: Freitag, 18.05.2012, 19 Uhr
Öffnungszeiten:
Samstag und Sonntag 15 – 18 Uhr und nach Vereinbarung
Mehr Infos:
nachtspeicher23.de