Lackmalerei in der Alten Drahtstiftefabrik im Stadtteilarchiv Ottensen: Asien meets Hamburg

Der Hamburger Künstler und Psychoanalytiker Torsten Maul hat in Vietnam die Malerei mit dem Saft des Lackbaumes (verwandt mit der Esche) gelernt. Europäisches und asiatisches Verständnis von Malerei begegnen sich und beeinflussen Inhalt und Form. Auf der einen Seite der asiatische Hang, die Technik zu betonen und den affektiven Inhalt zu eliminieren, und auf der anderen Seite die gegenwärtig übliche Zurückstellung des technischen Aspektes in der westlichen Malerei.
Viele Farbschichten werden übereinander aufgebracht, wobei jede Schicht für sich trocknen muss. Nach mindestens fünf Schichten wird das Bild mit feinem Sandpapier durch Nass-Schleifen wieder reduziert, um übermalte Bildanteile hervorzuheben und Farbschichten zu mischen. Der Vorgang wird vielfach wiederholt. In dem langwierigen Prozess klären Zwischenpolituren das Ergebnis und verbessern die Farbwirkung. Die abschließende Politur erfolgt mit dem Handballen unter Verwendung von menschlichem Haar, Holzkohlepulver und speziellen Schleifmitteln (z. B. Rückenschulp von Tintenfischen). Zum Aushärten braucht der Lack klimatische Bedingungen, die es hierzulande nicht gibt, und so härtet er in einer Klimakammer, in der subtropisches Klima simuliert ist.
Verdecken, durch Abschleifen hervorholen, entfernen, wieder in Erscheinung treten lassen - es entstehen verschiedene figürliche Elemente, die Spuren einer langen Geschichte tragen. Material und abrasive Technik, die traditionellerweise eine genaue Planung der Bildentstehung fordern, werden mit genuin assoziativer Malerei verbunden - so lange, bis ein hohes Maß an Verdichtung erreicht ist.

Veranstaltungszeit: Vernissage am 01.09. 18:00 - 21:00 Uhr, danach
am 02.09. 12:00 - 18:00 Uhr; 03.09. 11:00 - 16:00 Uhr