Die Hamburger Künstlerin Tanja Hehmann wirft in ihren Arbeiten, die sie in der Galerie M6 Konterkaro vom 02.09.-14.09.2011 zeigt, einen Blick auf die deutsch-deutsche Vergangenheit und Gegenwart. Ausgangspunkt hierfür war ein Projekt in einer Plattenbausiedlung in Leipzig-Grünau.
In ihren Collagenserien verarbeitet Tanja Hehmann stets eigenes wie fremdes Bildmaterial. Speziell für das Ausstellungsprojekt "Platte machen!" in Leipzig-Grünau, das im Juni dieses Jahres in den Wohnungen einer Leipziger Plattenbausiedlung stattfand, hat die Künstlerin die Bewohner des Stadtteils darum gebeten, ihr Collagematerial wie alte Fotos, Papiere, Kalenderblätter usw. zur Verfügung zu stellen. Die Aneignung dieses ihr übergebenen, fremden Materials erfolgte einfühlsam und sezierend gleicher- maßen, Muster wurden herausgearbeitet, in den Bruchstücken fremder Biografien suchte die Künstlerin nach Spuren der deutsch-deutschen Vergangenheit und erforschte diese in ihrer eigenen Bildsprache.
Entstanden ist die Serie "Blinzeln im Kaleidoskop", die Tanja Hehmann nun in der Galerie M6 erstmals in Hamburg zeigt. Dazu gehören zum einen verschiedene großformatige Malereien sowie eine ganze Reihe kleiner Collagen, zum anderen eine Wandinstallation aus zwölf großen Holztafeln. Auf diese Platten wurden die verschiedenen Materialien und Bildwelten montiert, kombiniert, übermalt, besprüht, geklebt. Scheinbar Bekanntes wirkt so plötzlich fremd, fast Verdrängtes wird wieder präsent, die biedere 70er-Jahre Mustertapete stößt auf das sexy Teenie-Star-Poster, das Leipziger Völkerschlachtdenkmal wird in der Plattenbausiedlung neu aufgebaut.
Szenische Andeutungen, Verschiebungen und Verdichtungen sowie die Art der malerischen Überarbeitung geben Themenbereichen wie Erinnern und Vergessen und der Suche nach Individualität und privatem Raum angesichts äußerer architektonischer Konformität neue Präsenz.
Für den Betrachter blitzt in der Ausstellung die DDR-Vergangenheit je nach eigenen Erfahrungen und eigener Erinnerung in verschiedenen Arbeiten auf, geht im nächsten Bild aber auch unweigerlich wieder unter. Von ihm selbst ist es abhängig, ob sein Blick in dieses individuelle Archiv, das sich teils einer einheitlichen Handschrift bewusst verweigert, haften bleibt, verweilt, verschwimmt - oder doch gezwun- genermaßen blinzeln muss.
Die ehemalige deutsch-deutsche Grenze ist von einer räumlich erlebten zu einer zeitlichen Dimension erwachsen.
Die Vernissage findet am Freitag, den 2. September um 19 Uhr statt. Die Ausstellung kann dann bis zum 14. September jeweils Mittwoch und Donnerstag zwischen 16 und 18 Uhr sowie Samstag von 14-18 Uhr besichtigt werden.
