Die Medizinhistorikerin Karen Nolte stellt ihr neues Buch vor, in dem sie anhand von ärztlichen Fallberichten, Ego-Dokumenten aus der protestantischen Krankenpflege sowie Tagebüchern aus dem Bürgertum die sozialen Umstände des Sterbens im protestantischen Milieu im 19. Jahrhundert rekonstruiert. Dabei geht sie folgenden Fragen nach: Kann man tatsächlich davon ausgehen, dass Ärzte im 19. Jahrhundert vor der naturwissenschaftlichen Wende in der medizinischen Wissenschaft noch nicht vor der Frage standen, ob sie Schwerkranke mit schlechter Prognose kurativ oder palliativ behandeln sollten? Was unternahmen Ärzte, um das Leiden Sterbender medizinisch zu lindern? Wie gestaltete sich das Verhältnis zwischen Sterbenden und ihren Ärzten resp. Pflegenden? Welche Rolle spielten Geistliche (noch) am Sterbebett? Wie waren die sozialen Umstände des Sterbens? Starben Krebskranke, Schwindsüchtige und Wassersüchtige einsam oder in einer Gemeinschaft von unterstützenden Menschen? Welchen Einfluss hatte ihre soziale Herkunft auf die Art und Weise ihres Sterbens?
PD Dr. Karen Nolte ist derzeit Akademische Rätin am Institut für Geschichte der Medizin der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. 2010 Habilitation in Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universität Würzburg zum Thema „Alltagsgeschichte medizinischer Ethik – Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden im 19. Jahrhundert“. Das Buch ist im März 2016 im Wallstein-Verlag unter dem Titel: „Todkrank. Sterbebegleitung im 19. Jahrhundert: Medizin, Krankenpflege und Religion“ erschienen.
Beginn der Veranstaltung: 18:30 Uhr
Quelle:
www.uke.de