Ausstellung im Rahmen der Woche des Gedenkens. Bei Besuchen der Konzentrationslager hatte ich immer das Gefühl von 'gerade noch eingefangen' und 'noch nicht ganz verschwunden'. So habe ich versucht, die Bilder in diesem Zwischenraum anzusiedeln. Unschärfe, eigentlich ein Fehler in der Fotografie, habe ich zum Stilmittel gewählt. Ich reduziere das Subjekt auf das Wesentliche. Eine Mauer ist nicht mehr nur eine Mauer, sondern auch das, was sie verdeckt, einsperrt, abwehrt oder verhindert. Ich verweigere den klassischen Wiedergabecharakter der Fotografie, ohne ihr Wesen zu beeinträchtigen, immer Teil der Situation zu sein, die sie zeigt. Der Betrachter muss sich mit dem Entzug der Realität zufriedengeben, er muss sie durch Erinnerung ersetzen.
Die Unschärfe ist ein Vorzeichen des Verschwindens. Ein unscharfes Bild lässt das Auge nicht zur Ruhe kommen, es sucht in dem Bild Indizien, die Aufschluss über das Unvorstellbare geben. Sie provoziert die Phantasie, das Unvollständige zu vervollkommnen, sie provoziert Erinnerungen.
Meine Bilder provozieren das Phänomen des sich Erinnerns. Da der Betrachter nicht von der Realität des Abgebildeten vereinnahmt wird, eröffnet sich ihm das, was nicht abgebildet ist. Das Bild füllt sich mit zusätzlichen Dimensionen, und es lassen sich Empfindungen anderer Sinne damit verbinden. Da kein Bild einer Erinnerung dem Erlebnis entspricht, an das sich die Erinnerung knüpft, kommt die Unschärfe dem Erlebnis am nächsten. Sie ist eine Balance zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Ausdruck von Unzufriedenheit und dem Verlangen, anderes zu sehen als üblicherweise.
Der Besuch dieser Orte löst in mir immer ein Gefühl von Trauer aus, das Gefühl, etwas verloren, vergessen oder versäumt zu haben. Es entsteht eine beunruhigende Verschwommenheit.
Besichtigungszeiten: Mo/Do/Fr 12:30-15:00, Mi 18:00-19:30 Uhr u.n.V. bis zum 24.3.2017
Quelle:
www.kulturbank-hh-nord.de