Der Liberalismus wird seit geraumer Zeit vornehmlich als ein politisches Ordnungsmodell wahrgenommen, das auf Staatskritik, Individualismus und freien Markt setzt. Damit wird er auf eine bestimmte Spielart verengt, die in Deutschland erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts Bedeutung erlangte.
Am Beispiel prominenter Protagonisten wie Friedrich Naumann und Theodor Heuss lassen sich die Umrisse eines sozialen Liberalismus aufzeigen, der sich die Demokratisierung von Staat und Gesellschaft, die kollektive Vertretung von Interessen und die Sicherung individueller Lebenschancen auf die Fahnen geschrieben hatte. Die Ideen des sozialen Liberalismus sind in den Gründungskonsens der Bundesrepublik eingegangen und prägen deren Selbstverständnis bis heute. Dass er dennoch zu den vergessenen politischen Traditionen dieses Landes gehört, ist eine Paradoxie, die nur historisch zu erklären ist.
Dr. Thomas Hertfelder, Historiker; Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus
Im Gespräch mit Dr. Jens Hacke, Politikwissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung
Öffentlicher Vortrag im Rahmen der nicht öffentlichen Tagung "Liberales Denken in der Krise der Weltkriegsepoche: Moritz Julius Bonn", 4.-6. November 2015 im HIS
Beginn der Veranstaltung: 20:00 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de