Politisches Denken bildete sich als Denken über die versachlichten gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen in der Moderne heraus. Als Teil der sozialen Wirklichkeit war es stets an diese gebunden und wies Merkmale der Spannungen und Auseinandersetzungen seiner Zeit auf. Es war in diesem Sinne »Zeitgeist« – aber nicht notwendigerweise konformistisch. An welchen Krisen und Widersprüchen entzündete sich politisches Denken?
Im »kurzen 20. Jahrhundert« rivalisierten große Ideologeme – Faschismus vs. Kommunismus vs. Liberalismus – um die Vorherrschaft der politischen Ausdeutung ihrer Zeit, um am seinem Ende als überholt zu gelten. Stehen sie aber für »das« politische Denken des letzten Jahrhunderts? Auf welche gesellschaftlichen Zerwürfnisse und Probleme verwiesen diese groß angelegten Zukunftsentwürfe? Ist der Kampf zwischen den Denkrichtungen des humanistischen Fortschritts und der barbarischen Reaktion mit der Einläutung des »Endes der Geschichte« abgeschlossen? Besteht aber immer noch die Gefahr einer Wiederkehr der Barbarei – oder einer fortschrittlichen Erneuerung?
Frank Deppe, Professor em. an der Universität Marburg, spricht über maßgebliche politische Denkrichtungen im 20. Jahrhundert und ihre gesellschaftlichen Bedingungen. Deppe, ehemaliges Mitglied des SDS, promovierte bei Wolfgang Abendroth über den französischen Sozialisten, Aktivisten und Theoretiker des Aufstands Louis-Auguste Blanqui. Er lehrte von 1972 bis 2006 Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Unter anderem ist Deppe im Beirat von Attac, der Linkspartei und der Rosa-Luxemburg-Stiftung politisch aktiv.
Beginn der Veranstaltung: 19 Uhr
Ort: Uni Hamburg - Institut für Politikwissenschaft, Raum 250
Quelle:
www.hamburg.rosalux.de