Ein Vortrag von Detlef Siegfried (Kopenhagen), im Rahmen der Vortragsreihe "1968 - to be continued..."
Hat „1968“ eine „Fundamentalliberalisierung“ (Jürgen Habermas) der Bundesrepublik bewirkt oder im Grunde nur den Totalitarismus der Naziväter reproduziert? Die Deutungen dieses historischen Ereignisbündels könnten gegensätzlicher nicht sein. Sie veränderten sich im Laufe der fünfzig Jahre, die seitdem vergangen sind, ohne an Polarisierungskraft zu verlieren. Wer sich selbst als „68er“ bezeichnete, ob die Medien ein positives oder negatives Bild von „1968“ zeichneten – das hatte immer auch mit dem jeweiligen historischen Kontext zu tun. So wollten auf dem Höhepunkt der neuen sozialen Bewegungen in den 1980er Jahren viele „68er“ gewesen sein, während ihre Zahl nach dem Zusammenbruch des Kommunismus rapide abnahm. Was sagt es über die politische Kultur der Gegenwart aus, wenn heute selbst ehemalige „68er“ sich als "rote Nazis" betrachten und prominente Politiker von AfD und CSU ihren angeblich dominierenden Einfluss auf die öffentliche Meinung überwinden wollen?
Prof. Dr. Detlef Siegfried ist Professor für Neuere Deutsche und Europäische Geschichte an der Universität Kopenhagen. Detlef Siegfried arbeitet u.a. zur Kulturgeschichte der Bundesrepublik, zur Geschichte der Alltags- und Massenkultur, der Populärkultur und zum Linksradikalismus. Er hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht, darunter "Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre" (2006) und "Sound der Revolte. Studien zur Kulturrevolution um 1968" (2008). Soeben ist sein Buch "1968. Protest, Revolte, Gegenkultur" im Reclam Verlag erschienen.
Weitere Informationen zu der Vortragsreihe finden Sie auf unserer Website
zeitgeschichte-hamburg.deZeit: 18:30 - 20:00 Uhr