Ab 18:30
„Mord ist nicht die einzige Art, auf Journalisten Druck auszuüben,“ sagt Sasha Filipenko über seinen Roman „Die Jagd“ (Diogenes Verlag, 2022). In diesem „erbarmungslosen Thriller, der bis zur letzten Seite fesselt“ (WDR3) erzählt der belarussische Schriftsteller die Geschichte einer Treibjagd auf den jungen Journalisten Anton Quint. Dieser versucht im heutigen Russland, die Wahrheit über einen Oligarchen ans Licht zu bringen, woraufhin ihm von den Handlangern des Oligarchen das Leben zur Hölle gemacht wird – in steigender Intensität bis zum brutalen Buch-Finale und mit parallel verwobenen Geschichten eines Cellisten und eines Fußballers. Dabei steht dem unkorrumpierbaren Journalisten ein weiterer Journalist im Dienst des Oligarchen gegenüber, der skrupellos das Drehbuch zur Vernichtung des kritischen Schreibers entwirft und neben der physischen Verfolgung auch die öffentliche Hinrichtung per Fake-News über die Medien steuert. Sasha Filipenko gelingt so ein dystopisches Portrait der russischen Gegenwart, in der die Wahrheit zunehmend eine Frage von Geld und Macht ist. Aufgeben und das Land verlassen kommt für Filipenkos Romanfigur trotzdem nicht in Frage, auch wenn die Konsequenzen brutal sind.
„Filipenko staffiert diese abscheuliche Hetze mit einer derartigen Eindringlichkeit und einem soliden Gespür für menschliche Deformationsmöglichkeiten aus, dass einem beim Lesen kalt und heiß wird und einem immer wieder der Atem stockt.“ (DER STANDARD)
Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist ein belarussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Nach einer abgebrochenen klassischen Musikausbildung studierte er Literatur in St. Petersburg und arbeitete als Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine Satireshow und als Fernsehmoderator, u.a. für den unabhängigen TV-Sender Doschd, der nach seiner erzwungenen Einstellung im März seit Kurzem wieder aus Lettland sendet. „Die Jagd“ erschien 2016 und wurde in Russland für den Big Book Award und den russischen Booker-Preis nominiert. Nach zahlreichen politischen Texten, in denen Filipenko u.a. das belarussische Lukaschenko-Regime kritisierte, und die in Zeitungen wie dem Guardian oder der Süddeutschen Zeitung publiziert wurden, musste der Autor seinen Wohnort St. Petersburg verlassen und lebt seit 2020 im europäischen Exil an wechselnden Wohnorten.
Ab 20:30
Die ukrainische Musikfamilie Böttcher hat zahlreiche Preise internationaler Musikfestivals gewonnen und spielt an diesem Abend ein vielfältiges Repertoire von Paganini bis Piazzolla, von Klassik bis Jazz.
GEIGE: André Böttcher / GITARRE Bogomir Böttcher / GESANG: Julia Böttcher, Gabriel Böttcher
Lesung: 90 Min. / Konzert: 60 Min.
Lesung auf Deutsch (von Oana Solomon)
Gespräch: Sasha Filipenko
Moderation: Christine Gerberding (NDR)
Mit deutscher Übersetzung.
Beginn der Veranstaltung: 18:30 / 20:30
Quelle:
www.kampnagel.de