Über Gesellschaft wird nicht mehr viel geredet. Wir reden eher über Individualisierung und meinen damit die Rechte und Freiheiten der Einzelnen. Oder wir reden über Vereinzelung und meinen damit eine kritische Tendenz
unserer Zeit.
Ist der Begriff "Gesellschaft" überholt? Was meint er heutzutage: eine Beziehung zwischen Individuen oder ein Gesamtgebilde? Soll er in Bezug auf das Individuum oder auf den Staat gedacht werden? Der Gesellschaftsbegriff
war eine Antwort auf die Umwälzungen des neunzehnten Jahrhunderts. Es sollten den Folgen der Industriellen Revolution und des Kapitalismus durch gesellschaftliche Organisation Schranken gesetzt werden. Aber spätestens die Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts, nicht zuletzt mit Nationalsozialismus und Stalinismus, zeigten die freiheitsgefährdenden Wirkungen von Vergesellschaftung.
Der Begriff "Gesellschaft" trägt die Lasten seiner Geschichte, aber er wird weiterhin gebraucht. Er muss vor dem Hintergrund der historischen Erfahrungen neu gedacht werden. So kann deutlich werden, dass Freiheit nicht gegen, sondern nur durch Gesellschaft möglich ist.
Prof. Peter Wagner, Soziologe; ICREA Research Professor in der Abteilung für Soziologische Theorie, Rechtsphilosophie und Methodenlehre der Sozialwissenschaften an der Universität von Barcelona
Im Gespräch mit: PD Dr. Nikola Tietze, Soziologin; Wissenschaftlerin im Arbeitsbereich "Nation und Gesellschaft" des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Beginn: 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Eintritt: frei
20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de