Das erfolgreichste Gesellschaftsmodell der Neuzeit ist der Dreiklang aus Nationalstaat, Demokratie und Kapitalismus. Während der Kapitalismus zur Universalform der Ökonomie avanciert ist, kommen Nationalstaat und Demokratie durch zwei fundamentale Transformationen in Bedrängnis: durch die Globalisierung und die Anfänge der Wissensgesellschaft.
Demokratie beruht auf dem gleichen Wahlrecht aller Bürger. Alle Stimmbürger dürfen mitentscheiden, unabhängig von ihrer Expertise. Heute aber ist Politik mit einer überwältigenden Fülle komplexer und intransparenter Probleme konfrontiert, in denen sich nur noch Fachleute auskennen. Die Mitentscheidung aller in allen Fragen wird zunehmend widersinnig, weil systematische Irrtümer und mehrheitliches Nichtwissen zu schlechter Politik führen.
Wenn nun die besonders komplexen Probleme – Klimawandel, Terrorismus, Energiewende, Finanzkrise etc. – gar nicht mehr auf der Ebene des Nationalstaates lösbar sind, sondern komplizierte internationale Abstimmungen erfordern, dann verlieren nationale Parlamente an Bedeutung. Die Entzauberung der Demokratie hat mit den globalen Krisen der gegenwärtigen Epoche eine systemgefährdende Qualität erreicht.
Prof. Dr. Helmut Willke, Soziologe, Professor für Global Governance an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen
Im Gespräch mit Dr. Jens Hacke, Politikwissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung
Beginn der Veranstaltung: 20:00 Uhr / Einlass ab 19:30 Uhr
Quelle:
www.his-online.de