Die fortschreitende Industrialisierung war ein zentrales Motiv, das vor allem im europäischen und historischen Kontext Wanderungsbewegungen auslöste. Migrationsbewegungen trieben Verstädterungs- und Urbanisierungsprozesse voran; Stadtentwicklung ist ohne sie nicht denkbar. Kognitive, räumliche und soziale Mobilität ist eine urbane Grunderfahrung und prägt Großstädte. Urbane Alltagspraxis erscheint als ein migrationssoziologisches Experiment.
Die großen Entwicklungssprünge von Städten sind stets einhergegangen mit dem Zuzug von Menschen, die neue Ideen, Sichtweisen und Impulse mitbrachten. In diesem Kontext ist die Sesshaftigkeit über mehrere Generationen vermutlich ein Mythos, denn Mobilitätserfahrungen und die damit verbundene Diversität und Heterogenität sind ein konstitutiver Bestandteil urbaner Kultur. Mittlerweile ist jede dritte Lebensgeschichte in Großstädten von Migration geprägt. Die geografische Mobilität führt dazu, dass sich Familien und Bekanntenkreise über Ländergrenzen ausdehnen, Biografien weltweite Bezüge aufweisen.
Vielfalt wird auch in Zukunft das Leben in den Städten prägen. Gerade ihre allumfassende Pluralität ist der Garant für die langfristige Anziehungskraft kosmopolitischer Städte.
Univ. Prof. Dr. Erol Yildiz, Soziologe; Professor für den Schwerpunkt "Interkulturelle Bildung" an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Im Gespräch mit Prof. Dr. Ingrid Breckner, Soziologin; Professorin für Stadt- und Regionalsoziologie an der HafenCity Universität Hamburg
Fünfter und letzter Vortrag in Rahmen der InstitutsMontagsreihe "Gesellschaft der Minderheiten"
Beginn der Veranstaltung: 20 Uhr
Quelle:
www.his-online.de