Seit der globalen Finanzkrise zweifeln viele an der Legitimation der Finanzwirtschaft. Auch unabhängig von Krisen ist ihr Wohlstandsbeitrag fraglich geworden. Ganze Geschäftsbereiche, in bzw. mit denen die Mitarbeiter, Manager und Aktionäre viel Geld verdienen, sind gesamtwirtschaftlich unproduktiv; ihre Produkte oder Geschäfte sind für
keinen externen Akteur von Nutzen. Dies gilt zum Beispiel für den seit einigen Jahren stetig wachsenden Handel mit Aktien und Immobilien. Bereits bestehende Vermögenswerte werden rasant und intensiv kreditfinanziert ge- und verkauft, so dass die Kurse bzw. Preise steigen. Welchen gesamtwirtschaftlichen Nutzen hat dieses – vorübergehende – Hochtreiben der Buchwerte? Ähnlich die Derivatemärkte: Zwar ermöglichen es bestimmte Derivate den Unternehmen, Risiken, wie den eines steigenden Ölpreises, zu managen. Die großen Volumina der Spekulation und die Entwicklung immer komplizierterer Derivate aber verschärfen die Risiken. Der Ausbau des Finanzsystems eines Landes ist offenbar nicht immer wohlstandsförderlich. Widersprechen hohe Einkommen aus finanzwirtschaftlichen Aktivitäten mit einem höchst zweifelhaften Wohlstandsbeitrag der Tausch- oder Leistungsgerechtigkeit?
Prof. Dr. Bernhard Emunds, Theologe und Sozialökonom; Professor für Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie, Leiter des Oswald von Nell-Breuning-Instituts, Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main
Moderation: PD Dr. Berthold Vogel, Soziologe; Wissenschaftler und Forschungsprojektleiter im Arbeitsbereich „Die Gesellschaft der Bundesrepublik“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts an der Universität Göttingen
Eintritt: frei
20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de