Spätestens seit der Inszenierung von »Unschuld« am Berliner Schlosspark-Theater 2012 taucht der Begriff ›Blackface‹, kurz definiert als die Darstellung Schwarzer Menschen durch dunkel geschminkte weiße Schauspieler*innen, in Deutschland regelmäßig auf. In Hamburg kam es anlässlich einer Inszenierung von Jean Genets »Les Nègres« zu einer scharfen Debatte: Das »Schwarze Kulturfestival Hamburg« intervenierte über die gesamte Aufführungszeit in den Diskurs um Rassismus und Theater, Kolonialgeschichte und Repräsentation. Viele der Erklärungsversuche für den Griff zur schwarzen Schminke entlarven ihrerseits tieferliegende Probleme des deutschen Theaters: Wer behauptet, keine afrodeutschen Schauspieler*innen zur Besetzung der Rollen gefunden zu haben, gesteht auch ein, dass Schwarze Menschen in den Ensembles drastisch unterrepräsentiert sind. Wer ist »geeignet«, die großen europäischen Meisterwerke auf der Bühne zu verkörpern – und dies abseits der Figur des Dealers, der Prostituierten oder des Dienstboten? Geflüchtete Darsteller*innen sollen häufig unbezahlt auf der Bühne ihr Schicksal performen; internationale Künstler*innen of Color werden auf der großen Tanzbühne beklatscht, aber auf dem Weg ins Hotel von der Polizei kontrolliert; die Forderung nach einer Anti-Rassismus-Klausel in künstlerischen Verträgen zieht Panik in den Verwaltungen nach sich. Im dritten Teil der Vortragsreihe widmet sich Tsepo Bollwinkel der Geschichte sowie der aktuellen Diskussion rassistischer Strukturen im Theater. Bollwinkel arbeitet als Orchestermusiker in einem deutschen Theaterbetrieb, war 2014 aktiv an der Protestaktion in Hamburg beteiligt und ist seit über zehn Jahren aktivistisch in der Schwarzen Community tätig.
Beginn der Veranstaltung: Dienstag 20:00 Uhr
Quelle:
www.kampnagel.de