Jüdische Gesundheitsexperten, Wissenschaftler und Publizisten disku- tierten in Polen während der Zwischenkriegszeit intensiv über Fragen der Gesundheit der jüdischen Bevölkerung, über Geburtenkontrolle, über den Einfluss von „rassischen“ Faktoren auf die geringere oder höhere Verbreitung von Krankheiten und berieten, ob spezielle eugeni- sche Maßnahmen den „biologischen Wert der jüdischen Massen“ stei- gern könnten. Diese Debatten entstanden oft in Reaktion auf eine potenziell antisemitisch eingestellte Umwelt, in der von „jüdischer Überbevölkerung“ gesprochen und postuliert wurde, eine Assimilation von Juden sei „aus eugenischer Sicht unerwünscht.“ Der Vortrag wird die Spezifik dieser Debatten analysieren und aufzeigen, wie der „jüdi- sche Körper“ im Sinne von Foucault zu einem Ort wurde, in den sich Diskurse, kulturelle Praktiken und Macht einschreiben konnten.
Dr. Katrin Steffen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Nordost-Institut Lüneburg an der Universität Hamburg (IKGN e.V.) mit Schwerpunkt Polen; darüber hinaus lehrt sie moderne europäische Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ihre Forschungsinteressen sind die europäisch-jüdische Geschichte, europäische Geschichts- und Gedächtniskulturen sowie die Geschichte der deutsch-polnischen Wissenschaftsbeziehungen.
Es spricht: Katrin Steffen, Nordost-Institut Lüneburg an der Universität Hamburg (IKGN e.V.)
Beginn: 18:30 Uhr
Vortragsraum 2-023
Quelle+Bildcopyright: Pressemitteilung Institut für die Geschichte der deutschen Juden