Vergessen sind Preciosa, Carmen und Esmeralda, wenn ‚Zigeuner‘ im Zusammenhang mit der Begrenzung Europas im Osten als „nomadische Steppenbewohner dunkler mongolischer Herkunft“ bezeichnet werden. Viele Zigeunerstereotype lassen sich mit der Wertung asiatischer Nomadenvölker verbinden. Beiden wird unterstellt „Völker auf niederer Stufe der Kultur“ zu sein. Die ‚Zigeuner‘ werden als Gefahr heraufbeschworen, weil sie als Nomaden und angebliche Nicht-Europäer die als lebenswichtig erachteten Grenzen nicht respektieren und die erkämpfte Raumordnung Europas ad absurdum führen. Rasch wird die Grenze des europäischen Territoriums zur Grenze des ‚Volkskörpers‘, dessen ‚Reinheit‘ zu schützen ist. Die Literatur des 20. Jahrhunderts erzählt immer wieder davon, wie man Grenzen schließt und wie die ‚fremden Völker aus der Steppe‘ behandelt werden sollen.
Prof. Dr. Michael Bogdal ist Professor für Germanistische Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Neue deutsche Literatur an der Universität Bielefeld
Im Gespräch mit Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Philologe; Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Ort: Hamburger Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36, 20148 Hamburg
Beginn: 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de