Kulturlotse

Endlich angekommen

Donnerstag, 18. Februar 2016
Wie Hamburg zur Heimat für einen Vietnamesen wurde

von Hauptpastor em. Helge Adolphsen

Weltweit reißen die Flüchtlingsströme nicht ab. Über 20 Millionen fliehen aus Not, und Angst, vor Verfolgung, Kriegen und Terroristen. Sie müssen alles aufgeben.

Zahlen sagen wenig. Die Bilder, die wir täglich sehen, machen uns fassungslos. Ich erlebe dankbar, dass sich immer mehr Menschen in den Flüchtlingsunterkünften persönlich einsetzen. Sich für Flüchtlinge einzusetzen, hat eine gute Tradition bei uns. Ich will das an einem besonderen Einzelschicksal beschreiben.
Nguyen Phong Dien wurde im Alter von 5 Jahren 1968 im Vietnamkrieg durch eine Granate schwer verletzt. Die Organisation Terre des hommes brachte ihn mit anderen verletzten Kindern nach Hamburg. Er wurde im AK Barmbek behandelt. Die Lähmung beider Beine konnte nicht behoben werden. Eine Hamburgerin wurde seine Pflegemutter. Er nennt sie heute noch seine „Mama“. Sie holte ihn jedes Wochenende mit ihrem „Käfer“ zu sich nach Hause und zeigte ihm in seinem Rollstuhl unser schönes Hamburg. Mit elf Jahren musste er zurück nach Vietnam. Der Vertrag sah vor, dass er nach Kriegsende hier nicht bleiben konnte.
Die vietnamesische Sprache war ihm fremd. Er war fremd im eigenen Land. Zu Haus wurde er versteckt. Bei der Hochzeit seiner Schwester musste er das Gepäck der Gäste im dunklen Hinterzimmer bewachen. Durch das Schlüsselloch konnte er dem Fest zuschauen! In Vietnam galt eine Behinderung, wie er sie hatte, als Strafe Gottes! Der Junge strotzte vor Lebensmut und Tatendrang. Mit seinem klapperigen Rollstuhl brach er auf nach Saigon und lernte bei einem Uhrenmacher. Dort lernte ihn die Hamburger Reiseschriftstellerin Bruni Praske kennen. Inzwischen hatte er einen kleinen Laden in einer Garage an der Hauptstraße. Geschäft und Wohnen auf kleinstem Raum. Frau Praske war fasziniert von der starken Persönlichkeit von Dien. Zusammen schrieben sie ein faszinierendes Buch, „Heimat ist ein fremdes Land“. Das Buch und das zielstrebige Engagement der Autorin machte es möglich, dass Dien 2009 nach Hamburg zurückkehren konnte. Allerdings nur so lange, wie er hier arbeitete als Mitautor.
Mitglieder von NEW GENERATION wurden auf das Buch aufmerksam. Sie luden ihn zu einer Lesung ein. Sie fand großen Anklang. Wir riefen einen Unterstützerkreis für Dien ins Leben und fanden 51 Menschen, die mit einem Dauerauftrag die Kosten seines Aufenthaltes aufbrachten. Er selbst betätigte sich ehrenamtlich als Übersetzer von Predigten in der Freien Ev. Gemeinde Hamm. Er ist evangelischer Christ.
Ich konnte Artikel über Dien und sein Schicksal im Hamburger Abendblatt unterbringen, auch im Fernsehen wurde berichtet. Das Ziel war, eine feste Anstellung zu finden. Er spricht perfekt Deutsch, kann mit dem Computer umgehen. Das Ergebnis: Niemand meldete sich. Wir ließen nicht locker. Dann waren die Bemühungen eines Mitgliedes von NEW GENERATION von Erfolg gekrönt: Sie hatte sich für die neue Seniorenresidenz der Bethanienstiftung Berlin in Eppendorf angemeldet, trat an den Vorsitzenden der Stiftung heran und fragte nach einer Anstellung für Dien. Der lud ihn ein zu einem Gespräch und war so überzeugt, dass er ihm eine dreimonatige Ausbildung zum Betreuungshelfer anbot. Dann rief mich Dien an und berichtete überglücklich, dass er die Ausbildung mit sehr gut bestanden habe. Er habe jetzt einen unbefristeten Arbeitsvertrag und könne seine Tätigkeit in Eppendorf aufnehmen. Mit seinem „Rolli“ sei er auch gleich zur Ausländerbehörde gefahren. Die Mitarbeiterin habe ihn mit „Da ist ja unser Dien!“ begrüßt und erklärt, dass er nach zwei Jahren das endgültige Bleiberecht erhalte. Ein Traum ist wahr geworden! Inzwischen hat Herr Dien seine Arbeit in der Seniorenresidenz der Bethanienstiftung aufgenommen. Und ist glücklich.
Wir sind froh und dankbar. Wir haben das Ziel unserer Bemühungen um einen besonderen „Flüchtling“ erreicht. Ich erzähle seine Geschichte gern weiter. Nicht um uns zu rühmen. Es ist eine Mutmachgeschichte. Wir möchten dokumentieren, dass der persönliche Einsatz für den Nächsten dazu beiträgt, an einer offenen Gesellschaft mitzubauen.

Nguyen Phong Dien spricht mit Helge Adolphsen über sein neues Leben in Hamburg


Beginn der Veranstaltung: 18 Uhr

Quelle: new-generation-hh.de

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