Die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 1962 war der zeremonielle Auftakt zum gesellschaftlichen Aufbruch der 1960er Jahre. Nicht nur deshalb, weil es ein Medienereignis mit globaler Resonanz war oder weil am Anfang dieses großen Ratschlags neu ziemlich unklar war, was am Ende herauskommen würde, sondern weil sich hier die älteste Institution der abendländischen Welt, wie der Papst selbst gefordert hatte, "die Fenster aufmachte" und frische Luft und helles Licht in einen Raum ließ, der von seiner Heiligkeit muffig und gruftig geworden war. Damit setzte sich die Kirche an die Spitze tiefgreifender und beschleunigter Veränderungen, die Schritt um Schritt auf die ganze Welt übergreifen würden. Die diskutierenden Bischöfe von Rom sind den rebellierenden Studenten von Paris, Berlin, Carracas, Tokio und Prag vorweg gegangen.
Es waren überraschender Weise damals zwei Katholiken, die mit ihrem Charisma den Beginn einer neuen Epoche beglaubigten: Johannes XXIII. und John F. Kennedy. Bei beiden, der eine aus einer einfachen Bauernfamilie, der andere aus einer machtbewussten Familiendynastie, war die Wahl knapp gewesen, aber sie standen ganz schnell für die Bereitschaft, "auf den Tag zu bringen" ("Aggiornamento"), was auf der Hand lag.
Was ist von dem "Anfang eines Anfangs" (Karl Rahner) heute geblieben? Besiegelte das Konzil vielleicht nicht eher das Ende einer katholischen Epoche, die von den Dreißiger bis in die Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts ging? So gesehen dreht sich die jetzt von ganz oben angezettelte Diskussion, ob die Kirche überhaupt noch in der Mitte der Gesellschaft ihren Platz hat, um die Deutung des weltgeschichtlichen Ortes des Zweiten Vatikanischen Konzils
Prof. Dr. Heinz Bude, Soziologe; Leiter des Arbeitsbereichs "Die Gesellschaft der Bundesrepublik" am Hamburger Institut für Sozialforschung und Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel
Dr. Hermann Breulmann SJ, Religionsphilosoph; Geistlicher Rektor der Katholischen Akademie Hamburg
Eine Kooperation mit der Katholischen Akademie Hamburg
20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de