Geld ist eine soziale Verrechnungseinheit für Fleiß. Das zumindest hat Immanuel Kant behauptet. In der Regel erhält man es als Lohn für erbrachte Arbeit und kann es gegen die Früchte der Arbeit anderer wieder abgeben – und so eben Fleiß messen und tauschen. Die Produktion von Geld bedeutete zu Kants Zeiten die mühsame Förderung und Prägung von Silber oder Gold. Die materielle Verankerung der Herstellung gab dem sozialen Artefakt Geld Maß und Maßstab.
Heute besteht Geld nur noch aus immateriellen Versprechen, die in Bilanzen von Banken eingetragen sind. Keine Versprechen auf einen Gegenwert, den man anstatt des Geldes selbst in Besitz nehmen könnte, sondern Versprechen der Schuldentilgung, die in Beziehung gesetzt werden und sich so gegenseitig ausgleichen. Guthaben und Schulden sind daher Synonyme – und von beidem gibt es immer mehr. Seit 1971 die international geltende Bindung von Monetärem (Dollar) und Material (Gold) gelöst wurde, wachsen Schulden- und Geldbestände. Da Schulden, wie die Finanzkrise von 2008 schmerzlich vorgeführt hat, immer Risiken sind, führt der Überfluss an Zahlungsmitteln mit nachhaltiger Brisanz zur Frage nach Maß und Maßstab des Kreditgeldes.
Aaron Sahr, M.A., Philosoph; Stipendiat in der Promovendengruppe "Soziale Exklusion und politische Demokratie in Europa" am Hamburger Institut für Sozialforschung
Moderation: Prof. Dr. Heinz Bude, Soziologe; Wissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung und Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel.
Beginn der Veranstaltung: 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Quelle:
www.his-online.de