Die in Berlin lebende und in Rio de Janeiro geborene Künstlerin Cristina Canale präsentiert im Kunstforum Markert Gruppeeine Reihe von Werken auf Leinwand und Papier aus den vergangenen fünfzehn Jahren.
Ihre farben- und lebensfrohe Malerei bildet eine Brücke zwischen ihrer alten und neuen Heimat. Die Verbindungen sind deutlich in den Themen, im malerischen Duktus und in der Berufung auf verschiedene Traditionen zu finden. Die Künstlerin pendelt zwischen den Welten, zwischen Brasilien und Deutschland und schafft mit ihrer Kunst eine eigene Atmosphäre, der ihre Erinnerungen und Erfahrungen aus so unterschiedlichen Kulturräumen spiegelt. In der Annäherung an ihr Werk kommt man mit brasilianischen Bildstereotypen eines bunten, samba-tanzenden Karnevals oder Strandlebens an der Copacabana nicht sehr weit. Tatsächlich lässt sich die brasilianische Kunst von mehreren kulturhistorischen Standpunkten aus betrachten, was für alle kolonialisierten Länder Lateinamerikas gilt. Kunsthistorisch ordnet sich Canale in die Nachfolge sowohl der südamerikanischen Moderne als auch des europäischen Expressionismus’ ein.
Cristina Canale hat ein unterschiedliches Repertoire an Themen, Mal- und Zeichenmitteln. Sie bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen ihrer jeweiligen inneren Befindlichkeit und dem, was sie in der Alltäglichkeit umgibt. Der Mensch und seine Umgebung definieren meist eine positive und unkonventionelle Bodenständigkeit. Seine Einbettung in die Natur und ein lebensfreundliches Umfeld
springen auf die Betrachter über. Alles in den Bildern ist auf Kommunikation und Austausch ausgerichtet.
Obwohl die meisten ihrer abgebildeten Figuren keine oder kaum Gesichtszüge haben, verliert die Charakterisierung von Personen und Situationen dadurch wenig. Im Gegenteil, es scheint so, als ob eine identifizierbare katalytische Essenz des Menschen am Ende des Malprozesses übrig bleibt. Die Offenheit und Unmittelbarkeit, die Canale in ihren Werken kreiert, sind für den Betrachter der jeweiligen Szenen und Momente nachvollzieh- und empfindbar. Die Distanz zwischen den dargestellten Personen und dem Betrachter wird sukzessive minimiert. Das liegt auch daran, dass sich die Malerin häufig an Fotos und gedruckten Abbildungen aus Zeitschriften als Vorlage orientiert, was man einigen Bildern durchaus ansehen kann, denn sie wirken wie optisch vergrößert und ausschnitthaft. Dennoch, ihr Wahrnehmungsregister speist sich zwar aus eigentlich banalen und gewöhnlichen Szenen, letztere kreieren jedoch mystischen Spannungsbögen, die unbeantwortete Fragen aufwerfen.
Die Bilder haben häufig narrative Bezüge, sie verweisen im festgehaltenen Moment auf ein erzählerisches Vorher und Nachher, selbst dann, wenn es sich um kontemplative Augenblicke handelt, in denen die Abgebildeten in sich ruhen oder zu dösen scheinen. Die Erzählung wird allerdings selten aufgelöst, es bleibt ein Volumen übrig, das selbst mit Fantasie zu füllen ist.
Häufig sind die einzelnen Farbschichten sichtbar gelassen, wolkig-lasierend und ineinander verwoben, ergeben Muster oder fragmentarische, räumliche und dynamische Zusammenspiele. Abdeckende Farbflächen wirken dagegen plakativ und zweidimensional. Die Künstlerin verzichtet in keinem Bild auf die Sichtbarkeit des individuellen Malstrichs. Dieser liebt die autonome, kraftvolle und unabhängige Form – da dürfen auch einmal Gegenstände in der organischen Andeutung verharren. Ihre farbigen Momentaufnahmen reflektieren das Leben ihrer Heimaten. Es scheint so, als gäbe es alles sehr häufig, recht üppig und sehr lebensbejahend.
Eröffnung: Mi. 22. April 2015 um 19 Uhr
Finissage: Sa. 13. Juni 2015 von 18 bis 20 Uhr
Öffnungszeiten: Nach Vereinbarung. Telefon: 04321 – 87010
Quelle: Pressemitteilung