An Orten gibt es Sporen, Träume sowie Vergessenheiten, Koordinaten und Ansammlungen, die jedes für sich und alle gemeinsam den Raum und seine Geschichte, seine Atmosphäre und seine Eigenheiten definieren. Zumindest, so kann man versuchen sich ihnen zu anzunähern. Von Dagmar Rauwald von der Galerie Speckstraße eingeladen, dort eine Ausstellung zu organisieren, schien mir eine solch assoziative Annäherung an all jene, zugrunde liegenden Geschehnisse der einzige Weg. Schichten von Tapeten, im Laufe der Jahre angesammelt, und unter und hinter denen so mancher wohnt, hinter denen Hoffnungen fremder Leben haften. Wie die Jahresringe der Bäume entstehen so Wohn- und Lebensschichten, die sich dauerhaft erweitern und zusammenschrumpfen. Forscher kann man sein, um sie zu lesen, muss man jedoch nicht.
Was also haben ein Nest, ein theatralischer Film über sozialen Wohnungsbau, Fotografien verlassener Orte mit all ihrem Zeigen auf menschliche Anwesenheit, eine Insel, Pullover-Kettenhemden und graffitiartige Zeichnungen gemeinsam? Womöglich nicht viel, ausgenommen, dass sie mich alle interessieren und auf die eine oder andere Art und Weise in Bindung zu Räumen, ihrer Bewohntheit sowie ihren Implikationen stehen. Einen roten Faden, eine Argumentation, gibt es nicht. Dafür jedoch eine Menge Freiraum sowie ein Netz von Möglichkeiten zwischen den einzelnen Beiträgen. Denn es geht einerseits um die einzelnen Arbeiten, aber es geht auch um den Raum an sich und dieser verdient, ernst genommen zu werden. Ob das nun möglich oder ausschließlich ein verschämter Versuch der Verteidigung ist, weiß ich nicht.
Eine Schau von Café Baltic Bar / Annette Hans
Öffnungszeiten: Do-So 16-19 Uhr
Björn Braun, Beatrice Gibson, Jonas Kolenc, Lene Markusen, Christine Moldrickx, Andrea Winkler
Kuratiert von Annette Hans
Quelle:
das-gaengeviertel.info