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Als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts war Dimitri Schostakowitsch zugleich Zeitzeuge und Betroffener der politischen Verwerfungen seiner Zeit. Sein Leben im stalinistischen Russland war ein Leben in Angst, ein Leben, in dem das Aussprechen der Wahrheit Deportation und Tod bedeuten konnte. Schostakowitsch stand zeitlebens unter einem enormen politischen Druck und musste zugleich gegen politische Vereinnahmung und moralische Korruption ankämpfen. Einerseits wurde er verpflichtet, Hymnen zu komponieren, um das stalinistische Regime zu repräsentieren, andererseits drohte bei jeder eigenständigen künstlerischen Ausdrucksweise Verfolgung und Behinderung durch das Regime. Dennoch versuchte er sich stets von der Politik Stalins zu distanzieren. Sein Streichquartett Nr. 8 gilt als ganz besonderes autobiografisches Werk. Es entstand während eines DDR-Aufenthaltes. Die Reise stand im Schatten einer schwerwiegenden Erkrankung sowie eines kurz zuvor erfolgten, widerwilligen Eintritts in die KPdSU, den man von Schostakowitsch verlangt hatte, als man in Moskau plante, ihn zum Vorsitzenden des Komponistenverbandes der UdSSR zu machen. Das Streichquartett beginnt mit einer Version seiner musikalischen Signatur, nämlich mit den Tönen D-ES-C-H: »... ich [habe] ein niemandem nützendes und ideologisch verwerfliches Quartett geschrieben. Ich dachte darüber nach, dass, sollte ich irgendwann einmal sterben, kaum jemand ein Werk schreiben wird, das meinem Andenken gewidmet ist. Deshalb habe ich beschlossen, selbst etwas Derartiges zu schreiben...«
Inwieweit sich die Erinnerungen an Verfolgung, Gängelung und Krieg in dieser Musik wiederfinden und inwieweit Schostakowitsch in diesem Stück auf verschiedene Motive eigener, früherer Kompositionen, aber auch Motive von Werken anderer Komponisten zurückgreift, das untersuchen die Musikvermittlerin Anne Kussmaul und das Signum Quartett.
Beginn der Veranstaltung: 19:00
Quelle:
www.koerber-stiftung.de